Falsche Diagnosen in Krankenakten – eine unsichtbare Gefahr

Falsche Diagnosen in Krankenakten – eine unsichtbare Gefahr

Der bundesweit bekannte Versicherungsmakler Bastian Kunkel hat dieses Problem gemeinsam mit dem "Spiegel" öffentlich gemacht: Falsche oder irreführende Diagnosen in Patientenakten bleiben oft unbemerkt. Bis es zu spät ist.

Wer eine Berufsunfähigkeits- oder private Krankenversicherung abschließen möchte, wird durch solche Diagnosen oft abgelehnt.

Auch wir von den "Küstenberatern" haben in den letzten Monaten zahlreiche Fälle erlebt, die zeigen, wie gravierend diese Problematik ist.

Echte Fälle aus unserer Praxis

  1. Berufsunfähigkeitsversicherung abgelehnt wegen F-Diagnose
    Ein Kunde wollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen und forderte seine Patientenquittung bei der Krankenkasse an. Zu seinem Entsetzen fand er mehrere Diagnosen, darunter eine sogenannte "F-Diagnose", die für eine psychische Erkrankung steht. Doch der Kunde war niemals psychisch erkrankt und hatte auch nie einen Facharzt für psychische Erkrankungen aufgesucht. Für Versicherer ist eine solche Diagnose jedoch ein Ausschlusskriterium. Sein Antrag wurde abgelehnt, und selbst ein freiwilliger Risikozuschlag war keine Option.
  2. Fehl-Diagnose durch Frauenarzt
    Eine unserer Mitarbeiterinnen suchte ihren Frauenarzt wegen einfacher Beschwerden auf. Später stellte sie fest, dass der Arzt über eine F-Diagnose (also eine psychische Erkrankung) abgerechnet hatte. Eine Diagnose, von der sie nie wusste und die schwerwiegende Folgen haben könnte.
  3. Schockierende Fehldiagnosen – Parkinson, Epilepsie und Demenz
    Ein weiterer Kunde suchte wegen Schlafstörungen einen Neurologen auf. Nach nur zwei Terminen und einer Blutabnahme stellte dieser als gesichert Diagnosen wie „Parkinson“, „Epilepsie“ und „Demenz“. Der Kunde sprach den Arzt darauf an, der seinen Fehler einsah. 

Doch bis heute sind die Diagnosen in der Krankenakte vermerkt. Der Arzt verlangte eine erneute Konsultation mit Krankenkassenkarte und Überweisung, um den Eintrag zu ändern. Erst eine zweite Ärztin konnte mit gründlichen Untersuchungen nachweisen, dass keine der Diagnosen zutraf.

Warum sind diese Diagnosen so fatal?

Die meisten Versicherten wissen nicht, dass sie das Recht haben, ihre Patientenquittung regelmäßig bei ihrer Krankenkasse oder ihrem behandelnden Arzt anzufordern. Dadurch bleiben Fehldiagnosen oft jahrelang unbemerkt.

Doch spätestens, wenn eine Versicherung abgeschlossen oder eine Leistung beantragt wird, kommen sie ans Licht. Mit schwerwiegenden Konsequenzen:

✅ Ablehnung des Versicherungsantrags
✅ Erhöhte Risikozuschläge
✅ Probleme bei Kreditentscheidungen
✅ Schwierigkeiten beim Wechsel der Krankenversicherung

Besonders tragisch wird es, wenn Versicherte ihre Krankenakte vor Vertragsabschluss nicht einsehen und erst im Leistungsfall erfahren, dass eine einzelne Fehldiagnose zur Leistungsverweigerung führt.

Warum kommt es zu falschen Diagnosen?

Das Problem liegt im Abrechnungssystem der gesetzlichen Krankenkassen. Ärzte erhalten oft nur pauschale Vergütungen für ihre Behandlungen. Gelder, die schnell ausgeschöpft sind. 

Um abrechnen zu können, werden in manchen Fällen Diagnosen gestellt, die nicht der Realität entsprechen. Besonders psychische Erkrankungen oder schwerwiegende Diagnosen können wirtschaftliche Vorteile für Arztpraxen bringen.

Wie können falsche Diagnosen gelöscht werden?

Einmal in der Krankenakte vermerkt, lassen sich falsche Diagnosen nicht ohne Weiteres entfernen. Hier einige wichtige Schritte:

  1. Krankenakte regelmäßig prüfen: Jeder Versicherte kann kostenlos eine Patientenquittung bei seiner Krankenkasse anfordern.
  2. Falsche Diagnosen beim Arzt ansprechen: Fordern Sie eine Korrektur und lassen Sie sich dies schriftlich bestätigen.
  3. Attest einholen: Falls keine Erkrankung vorlag, kann der Arzt ein entsprechendes Attest ausstellen. Eine Vorlage kann helfen, die Erstellung zu erleichtern.
  4. Hartnäckigkeit zeigen: Manche Ärzte reagieren nicht oder drohen sogar mit rechtlichen Schritten, wenn eine Korrektur verlangt wird. Hier hilft es, die Krankenkasse oder einen spezialisierten Rechtsanwalt einzuschalten.

Fazit: Jeder ist für seine Daten selbst verantwortlich!

Der Bericht im "Spiegel" hat ein wichtiges Problem aufgezeigt, das oft unterschätzt wird. Falsche Diagnosen können finanzielle Existenzen zerstören, den Abschluss wichtiger Versicherungen verhindern und sogar Kreditentscheidungen beeinflussen.

Deshalb: Handel proaktiv! Prüfe deine Krankenakte regelmäßig, hinterfrage Diagnosen und fordere Korrekturen ein. Denn nur wer seine Daten kennt, kann sich vor bösen Überraschungen schützen.


ÜBER DEN AUTOR

Autor

Silke Karsten

Pflege ist meine Berufung

Ich bin gelernte Krankenschwester und mit Leib und Seele in diesem Beruf.
Fast 20 Jahre bin ich in der ambulanten Pflege tätig gewesen. Als Gutachterin für den MD Nord erlebe ich fast täglich, dass finanziellen Mittel, trotz vorliegendem Pflegegrad, fehlen.